Jox, Ralf Jürgen. Entscheiden über das Leben Anderer. eine ethische Herausforderung für die gegenwärtige Medizin. 2009, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Medicine.
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Official URL: http://edoc.unibas.ch/diss/DissB_8834
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Abstract
Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass stellvertretende Entscheidungen über lebenserhaltende
Therapie ein in der heutigen Medizin relevantes Problem ist, das in der Intensivmedizin
quasi alltäglich geworden ist. Die drei vorgestellten Arbeiten haben aufgezeigt, wo besonders
brisante Probleme und Herausforderungen liegen, nämlich in der Identifikation und Begründung
ethischer Entscheidungskriterien, in der rechtlichen Normierung sensibler, gesellschaftlich
kontroverser Fragen und in der praktischen Gestaltung klinischer Handlungs- und Kommunikationsstrukturen,
welche für die Entscheidungsfindung förderlich sind. Vereinzelt wurden
aus diesen Analysen konkrete Lösungsvorschläge abgeleitet, etwa das integrative Modell
stellvertretender Entscheidungsfindung, die wechselseitige Rezeption rechtlicher Normierungsversuche
in verschiedenen Ländern oder die Qualifizierung klinischer Behandlungsteams
durch Vermittlung ethischer, juristischer und palliativmedizinischer Kompetenzen.
Weiterhin besteht ein großer Forschungsbedarf zu diesem Thema [2]. Dabei wird es
insbesondere darum gehen, den Entscheidungsprozeß einerseits deskriptiv möglichst genau zu
fassen, andererseits unter Berücksichtigung metaethischer Kontexte normative Kriterien und
Modelle zu entwickeln, die es den Praktikern ermöglichen, leichter zu Entscheidungen zu
gelangen, die begründet und konsensfähig sind. Nachdem sehr viel über die Patientenverfügung
gearbeitet wurde, ist es nun an der Zeit, Entscheidungen nach dem mutmaßlichen Willen
genauer zu erforschen. Dabei stellen sich die Fragen, wie ein Wille gemutmaßt werden kann,
durch welche Maßnahmen man die Treffergenauigkeit der Mutmaßung erhöht und wie sich
die ethische Verantwortung unter den Beteiligten verteilt. Darüber hinaus sollten besondere
klinische Situationen mit ihren spezifischen Eigenarten genauer in den Blick genommen werden,
z.B. das sogenannte Wachkoma, die Demenz, die verschiedenen psychischen Erkrankungen
und die Situation bei Kindern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die medizinrechtliche
Forschung könnte m.E. von dem komparatistischen Ansatz profitieren und durch
eine Evaluation neuer Gesetze der gesellschaftlich-ethischen Diskussion eine große Hilfe leisten.
In der Implementierungsforschung wäre es interessant zu erkunden, welche organisationsethischen
Voraussetzungen eine Klinik haben sollte, um solche komplexen Entscheidungen
am Lebensende zu erleichtern. Dabei sollten auch neue, kreative Wege der klinischen
Ethikberatung diskutiert und empirisch ausgetestet werden.
Mit ein paar geplanten Forschungsarbeiten möchte ich in Zukunft zu dieser Forschung
beitragen. In einem vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten
internationalen Verbundprojekt werde ich ab Herbst 2008 das Thema der Therapieentscheidungen
bei Wachkoma-Patienten untersuchen. In einem kleineren Projekt widme ich
mich dem Phänomen des mutmaßlichen Willens und untersuche diesen bei stellvertretenden
Entscheidungen für Demenzkranke mit Hilfe eines experimentellen Fallvignetten-Designs.
Abschließen möchte ich ein bereits laufendes Längsschnittprojekt, das sich mit der Implementierung
und Evaluation einer konkreten klinikinternen Leitlinie zum Thema der Entscheidungen
am Lebensende befasst [10]. Auf dem Gebiet ethischer Leitlinien ist auch ein Kooperationsprojekt
mit der Arbeitsgruppe um Frau Prof. Reiter-Theil an der Universität Basel geplant,
wodurch meine bisher glückliche Verbindung nach Basel verstetigt werden kann
Therapie ein in der heutigen Medizin relevantes Problem ist, das in der Intensivmedizin
quasi alltäglich geworden ist. Die drei vorgestellten Arbeiten haben aufgezeigt, wo besonders
brisante Probleme und Herausforderungen liegen, nämlich in der Identifikation und Begründung
ethischer Entscheidungskriterien, in der rechtlichen Normierung sensibler, gesellschaftlich
kontroverser Fragen und in der praktischen Gestaltung klinischer Handlungs- und Kommunikationsstrukturen,
welche für die Entscheidungsfindung förderlich sind. Vereinzelt wurden
aus diesen Analysen konkrete Lösungsvorschläge abgeleitet, etwa das integrative Modell
stellvertretender Entscheidungsfindung, die wechselseitige Rezeption rechtlicher Normierungsversuche
in verschiedenen Ländern oder die Qualifizierung klinischer Behandlungsteams
durch Vermittlung ethischer, juristischer und palliativmedizinischer Kompetenzen.
Weiterhin besteht ein großer Forschungsbedarf zu diesem Thema [2]. Dabei wird es
insbesondere darum gehen, den Entscheidungsprozeß einerseits deskriptiv möglichst genau zu
fassen, andererseits unter Berücksichtigung metaethischer Kontexte normative Kriterien und
Modelle zu entwickeln, die es den Praktikern ermöglichen, leichter zu Entscheidungen zu
gelangen, die begründet und konsensfähig sind. Nachdem sehr viel über die Patientenverfügung
gearbeitet wurde, ist es nun an der Zeit, Entscheidungen nach dem mutmaßlichen Willen
genauer zu erforschen. Dabei stellen sich die Fragen, wie ein Wille gemutmaßt werden kann,
durch welche Maßnahmen man die Treffergenauigkeit der Mutmaßung erhöht und wie sich
die ethische Verantwortung unter den Beteiligten verteilt. Darüber hinaus sollten besondere
klinische Situationen mit ihren spezifischen Eigenarten genauer in den Blick genommen werden,
z.B. das sogenannte Wachkoma, die Demenz, die verschiedenen psychischen Erkrankungen
und die Situation bei Kindern in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die medizinrechtliche
Forschung könnte m.E. von dem komparatistischen Ansatz profitieren und durch
eine Evaluation neuer Gesetze der gesellschaftlich-ethischen Diskussion eine große Hilfe leisten.
In der Implementierungsforschung wäre es interessant zu erkunden, welche organisationsethischen
Voraussetzungen eine Klinik haben sollte, um solche komplexen Entscheidungen
am Lebensende zu erleichtern. Dabei sollten auch neue, kreative Wege der klinischen
Ethikberatung diskutiert und empirisch ausgetestet werden.
Mit ein paar geplanten Forschungsarbeiten möchte ich in Zukunft zu dieser Forschung
beitragen. In einem vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten
internationalen Verbundprojekt werde ich ab Herbst 2008 das Thema der Therapieentscheidungen
bei Wachkoma-Patienten untersuchen. In einem kleineren Projekt widme ich
mich dem Phänomen des mutmaßlichen Willens und untersuche diesen bei stellvertretenden
Entscheidungen für Demenzkranke mit Hilfe eines experimentellen Fallvignetten-Designs.
Abschließen möchte ich ein bereits laufendes Längsschnittprojekt, das sich mit der Implementierung
und Evaluation einer konkreten klinikinternen Leitlinie zum Thema der Entscheidungen
am Lebensende befasst [10]. Auf dem Gebiet ethischer Leitlinien ist auch ein Kooperationsprojekt
mit der Arbeitsgruppe um Frau Prof. Reiter-Theil an der Universität Basel geplant,
wodurch meine bisher glückliche Verbindung nach Basel verstetigt werden kann
Advisors: | Reiter-Theil, Stella |
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Committee Members: | Dittmann, Volker |
Faculties and Departments: | 03 Faculty of Medicine > Departement Public Health > Ehemalige Einheiten Public Health > Medizin- und Gesundheitsethik (Reiter-Theil) |
UniBasel Contributors: | Reiter-Theil, Stella and Dittmann, Volker |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Doctoral Thesis |
Thesis no: | 8834 |
Thesis status: | Complete |
Number of Pages: | 64 |
Language: | German |
Identification Number: |
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edoc DOI: | |
Last Modified: | 02 Aug 2021 15:06 |
Deposited On: | 16 Oct 2009 08:26 |
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