Biedermann, Ferenc. Die Haltung der Deutschschweizer Bevölkerung zum pharmazeutischen cognitive enhancement : Hypothesen basierend auf einer postalischen Befragung in einer Beispielgemeinde. 2011, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.
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Official URL: http://edoc.unibas.ch/diss/DissB_9457
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Abstract
In den vergangenen Jahren ist das «Pharmazeutische Cognitive Enhancement» (PCE), die Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit gesunder Menschen mittels Psychopharmaka, verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Denn obwohl die Verbesserungs-Wirkung der gegenwärtig diskutierten «Gehirndoping-Substanzen» wie Ritalin oder Modafinil bescheiden respektive umstritten ist, scheint der Einsatz dieser Präparate ohne medizinische Indikation in manchen Teilen der Bevölkerung eine gewisse Verbreitung erlangt zu haben. Ausserdem gibt es Forscher, welche für die Zukunft eine markante Steigerungen des Denkvermögens durch Psychopharmaka als durchaus möglich erachten.
Angesichts dieser Entwicklungen und Aussichten hat sich in den vergangenen Jahren gerade auch in der akademischen Ethik eine rege Debatte zum PCE entsponnen. Abstrahierend vom gegenwärtig noch sehr bescheidenen Stand der Technik wird dabei vor allem die Frage erörtert, was grundsätzlich für und was gegen den Einsatz von «wirklich effizientem» PCE spräche − von Substanzen also, deren Wirksamkeit jene der heute diskutierten Enhancer deutlich übertreffen würde.
Die kontrafaktische neuroethische Debatte rund um das effiziente PCE bildet den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit. Deren interessegeleitete Grundidee ist es, die Frage nach dem Für und Wider des effizienten PCE aus dem akademischen Bereich hinauszutragen und eine Frage zu stellen, die bis anhin erst ansatzweise wissenschaftliches Interesse erfahren hat: Was hält eigentlich die Bevölkerung von der (hypothetischen) Möglichkeit, dass an sich gesunde Menschen ihre eigene geistige Leistungsfähigkeit mittels Medikamenten markant steigern? Mit der «Bevölkerung» sind dabei aus praktischen Gründen die erwachsenen Einwohnerinnen und Einwohner der Deutschschweiz gemeint.
Der erste Teil der Arbeit besteht in einer sorgfältigen und theoriegeleiteten Präzisierung der genannten Ausgangsfrage, auf deren Basis dann zwei Selbstausfüller-Fragebögen angefertigt werden. Der eine Fragebogen kreist um die persönliche PCE-Einnahmeabsicht; im anderen Fragebogen geht es darum, wie mit effizientem PCE gesetzlich umgegangen werden sollte.
Ziel der Umfrage ist es, neben der grundsätzlichen Haltung der Befragungspersonen vor allem auch deren Gründe zu erheben. Herzstück der Fragebögen bildet daher eine Aufgabe, bei welcher die Teilnehmer darum gebeten werden, eine Reihe von Argumenten für und wider den Einsatz von PCE zu bewerten. Für diese Bewertung wird das sonst nur im Rahmen mündlicher Face-to-Face-Interviews eingesetzte Q-Sort-Verfahren verwendet, wozu dieses an die Bedingungen und Modalitäten einer postalischen Befragung angepasst werden muss. Ausserdem wird in den Fragebögen eine Reihe soziodemografischer Merkmale der Befragten erhoben, wodurch die eruierten Haltungen im Zuge der Auswertung sozial verortet werden können.
Die beiden Fragebögen werden an je 2000 zufällig ausgewählte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Kreuzlingen verschickt. Vorgängige Untersuchungen haben ergeben, dass sich diese Kleinstadt im Kanton Thurgau besonders gut als Beispielgemeinde für die Deutschschweiz eignet.
Die Rücklaufquote der beiden Fragebögen beträgt 14,6 beziehungsweise 11,5 Prozent. Die Umfragedaten werden zu 53 «empirisch hochinformierten Hypothesen» zur Haltung der Deutschschweizer Bevölkerung zum PCE verdichtet. Die vorliegende Untersuchung zeigt in erster Linie, dass die Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer sowohl einer persönlichen Einnahme von effizientem PCE als auch der gesetzlichen Freigabe solcher Substanzen äusserst skeptisch gegenüberzustehen scheinen. Quer durch die Geschlechter, Altersschichten und politischen Lager spricht sich eine deutliche Mehrheit der Befragten gegen die Einnahme und die Legalisierung von effizientem PCE aus. Aus diesem Resultat abzuleiten, dass effiziente Enhancer sich gesellschaftlich nicht durchsetzen würden, wäre jedoch eine völlig unzulässige Vereinfachung. Zwischen kommunizierter Haltung und tatsächlichem Handeln besteht erfahrungsgemäss eine erhebliche Differenz, und bereits in den erhobenen Gründen hinter der PCE-Ablehnung sowie in den feinen Haltungsunterschieden zwischen einzelnen Bevölkerungsteilen deuten sich verschiedene «Wege» an, auf denen das effiziente PCE die Skepsis weiter Bevölkerungsteile überwinden oder zumindest umgehen könnte.
Angesichts dieser Entwicklungen und Aussichten hat sich in den vergangenen Jahren gerade auch in der akademischen Ethik eine rege Debatte zum PCE entsponnen. Abstrahierend vom gegenwärtig noch sehr bescheidenen Stand der Technik wird dabei vor allem die Frage erörtert, was grundsätzlich für und was gegen den Einsatz von «wirklich effizientem» PCE spräche − von Substanzen also, deren Wirksamkeit jene der heute diskutierten Enhancer deutlich übertreffen würde.
Die kontrafaktische neuroethische Debatte rund um das effiziente PCE bildet den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit. Deren interessegeleitete Grundidee ist es, die Frage nach dem Für und Wider des effizienten PCE aus dem akademischen Bereich hinauszutragen und eine Frage zu stellen, die bis anhin erst ansatzweise wissenschaftliches Interesse erfahren hat: Was hält eigentlich die Bevölkerung von der (hypothetischen) Möglichkeit, dass an sich gesunde Menschen ihre eigene geistige Leistungsfähigkeit mittels Medikamenten markant steigern? Mit der «Bevölkerung» sind dabei aus praktischen Gründen die erwachsenen Einwohnerinnen und Einwohner der Deutschschweiz gemeint.
Der erste Teil der Arbeit besteht in einer sorgfältigen und theoriegeleiteten Präzisierung der genannten Ausgangsfrage, auf deren Basis dann zwei Selbstausfüller-Fragebögen angefertigt werden. Der eine Fragebogen kreist um die persönliche PCE-Einnahmeabsicht; im anderen Fragebogen geht es darum, wie mit effizientem PCE gesetzlich umgegangen werden sollte.
Ziel der Umfrage ist es, neben der grundsätzlichen Haltung der Befragungspersonen vor allem auch deren Gründe zu erheben. Herzstück der Fragebögen bildet daher eine Aufgabe, bei welcher die Teilnehmer darum gebeten werden, eine Reihe von Argumenten für und wider den Einsatz von PCE zu bewerten. Für diese Bewertung wird das sonst nur im Rahmen mündlicher Face-to-Face-Interviews eingesetzte Q-Sort-Verfahren verwendet, wozu dieses an die Bedingungen und Modalitäten einer postalischen Befragung angepasst werden muss. Ausserdem wird in den Fragebögen eine Reihe soziodemografischer Merkmale der Befragten erhoben, wodurch die eruierten Haltungen im Zuge der Auswertung sozial verortet werden können.
Die beiden Fragebögen werden an je 2000 zufällig ausgewählte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Kreuzlingen verschickt. Vorgängige Untersuchungen haben ergeben, dass sich diese Kleinstadt im Kanton Thurgau besonders gut als Beispielgemeinde für die Deutschschweiz eignet.
Die Rücklaufquote der beiden Fragebögen beträgt 14,6 beziehungsweise 11,5 Prozent. Die Umfragedaten werden zu 53 «empirisch hochinformierten Hypothesen» zur Haltung der Deutschschweizer Bevölkerung zum PCE verdichtet. Die vorliegende Untersuchung zeigt in erster Linie, dass die Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer sowohl einer persönlichen Einnahme von effizientem PCE als auch der gesetzlichen Freigabe solcher Substanzen äusserst skeptisch gegenüberzustehen scheinen. Quer durch die Geschlechter, Altersschichten und politischen Lager spricht sich eine deutliche Mehrheit der Befragten gegen die Einnahme und die Legalisierung von effizientem PCE aus. Aus diesem Resultat abzuleiten, dass effiziente Enhancer sich gesellschaftlich nicht durchsetzen würden, wäre jedoch eine völlig unzulässige Vereinfachung. Zwischen kommunizierter Haltung und tatsächlichem Handeln besteht erfahrungsgemäss eine erhebliche Differenz, und bereits in den erhobenen Gründen hinter der PCE-Ablehnung sowie in den feinen Haltungsunterschieden zwischen einzelnen Bevölkerungsteilen deuten sich verschiedene «Wege» an, auf denen das effiziente PCE die Skepsis weiter Bevölkerungsteile überwinden oder zumindest umgehen könnte.
Advisors: | Mäder, Ueli |
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Committee Members: | Daub, Claus-Heinrich |
Faculties and Departments: | 04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Gesellschaftswissenschaften > Ehemalige Einheiten Gesellschaftswissenschaften > Soziologie (Mäder) |
UniBasel Contributors: | Mäder, Ueli and Daub, Claus-Heinrich |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Doctoral Thesis |
Thesis no: | 9457 |
Thesis status: | Complete |
Number of Pages: | 355 S. |
Language: | English |
Identification Number: |
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edoc DOI: | |
Last Modified: | 02 Aug 2021 15:08 |
Deposited On: | 22 Jun 2011 15:03 |
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