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Und zum Dessert Granatapfel - Ergebnisse der archäobotanischen Untersuchungen

Jacomet, Stefanie. (2003) Und zum Dessert Granatapfel - Ergebnisse der archäobotanischen Untersuchungen. In: Zur Frühzeit von Vindonissa : Auswertung der Holzbauten der Grabung Windisch-Breite 1996-1998. Brugg, pp. 48-79; 173.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/dok/A5252503

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Abstract

Fazit in Bezug auf die Vorlagerzeit von Vindonissa-Breite Es gibt bis heute keine archäobotanischen Hinweise darauf, dass eine «keltische Oberschicht» in grösserem Umfang Nutzpflanzen konsumierte, die – abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen – erst durch die Römer zu uns gelangten. Der momentane Forschungsstand gibt dagegen klare Hinweise darauf, dass beim Import dieser neuen Nutzpflanzen offensichtlich das römische Militär eine entscheidende Rolle spielte. Schon bei den frühen augusteischen Feldzügen gelangten so «exotische» Nahrungspflanzen weit ins nördliche Mitteleuropa. Nur selten lässt sich leider ein untersuchter Befund einer speziellen Personengruppe zuordnen. Es gibt zwei Ausnahmen: - die Latrine/Abfallgrube mit der Probenbezeichnung 47b aus Oberaden[i], die in der Nähe von Centurionenbauten lag: von den neun als importiert anzusehenden Pflanzen kamen acht dort vor, darunter Mandel, Olive und Pfeffer. In den meisten anderen Proben (Total 11 Befunde) kommen nur 2-3 Taxa vor, nämlich immer Sellerie, Koriander und Feige. Es gibt noch weitere zwei Gruben mit Pfeffer; leider ist aber in der Publikation nicht vermerkt, wo diese Befunde im Verhältnis zu den Lagergebäuden liegen. Es zeichnet sich aber doch ab, dass Koriander und Feigen eher alltäglich sind – sie kommen auch sonst fast überall vor – während Pfeffer, Oliven und Mandeln wohl als Luxusgüter anzusehen sind. - die Latrine eines Centurios aus dem Kastell Alphen am Rhein:[ii] dort fehlen die ganz selten vorkommenden «Exoten», es treten Oliven, Sellerie, Dill, Koriander und Kirsche auf. Welche Schlüsse sind aus diesen Beobachtungen für die Vorlagerzeit von Vindonissa-Breite zu ziehen? In den Hp. 2-4 sind jeweils mehrere Taxa von Importfrüchten nachgewiesen, 7 Taxa fanden sich in Hp. 2, in den übrigen waren es 2-4 (•Abb. 14, 15). Das sind die meisten Taxa aller berücksichtigten Vergleichsfundstellen (•Abb. 36). Es kommen ausserdem Nutzpflanzenarten vor, die sonst in den frühen Kontexten fehlen oder überhaupt sogar hier erstmals nachgewiesen wurden: Granatäpfel, ein Pinienkernfragment, eine Pistazienschalenfragment und vielleicht sogar Melonen. Auch die vielen (allerdings leider nicht sicher bestimmbaren) Datteln[iii] sind einzigartig, es gibt nur sechs weitere aus einem frühen Grab in Kempten.[iv] Bemerkenswert sind ausserdem die recht zahlreichen Nachweise von Walnussschalen in Windisch-Breite, denn Walnussschalen sind aus frührömischer Zeit sonst nur aus dem Legionslager Neuss mit vier Exemplaren belegt; in Vindonissa wurden in der Vorlagerzeit immerhin 33 gefunden. Bemerkenswert sind auch die in der «Breite» nachgewiesenen Mengen, vor allem wenn man berücksichtigt, dass wir es mit Trockenbodenerhaltung zu tun haben (vgl. dazu Kap. 2.2): in der «Breite» wurde – sieht man einmal von den fast 40000 Feigensamen in Latrinen/Abfallgruben mit Feuchterhatung in Oberaden ab – die grösste je gefundene Menge von Importobst in dieser frühen Zeit nördlich der Alpen nachgewiesen (•Abb. 36). Darunter sind Nahrungsmittel wie der Granatapfel, die sicher in den Bereich «Luxusgüter» gehörten (dazu näheres unter 4.2.1). Aufgrund der Pflanzenfunde lässt sich also von archäobotanischer Seite her am ehesten die Hypothese aufstellen, dass die Vorlagerzeit in irgendeinem Zusammenhang mit römischer, militärischer Präsenz stehen muss. Es müssen Personen mit höherem militärischem Rang (römische Offiziere?) vor Ort gewesen sein.[v] Eine mögliche Alternative wären allenfalls höhere zivile Beamte. Dies würde heissen, dass es bereits in augusteischer Zeit eine romanisierte, zivile Oberschicht gab.
Faculties and Departments:05 Faculty of Science > Departement Umweltwissenschaften > Ehemalige Einheiten Umweltwissenschaften > Archäobotanik (Jacomet)
UniBasel Contributors:Jacomet, Stefanie
Item Type:Book Section
Book Section Subtype:Book Chapter
Publisher:Aargauische Kantonsarchäologie
ISBN:3-9521540-4-0 (Gesamtausgabe) ; 3-9521540-3-2 (Bd. 1) ; 3-9521540-2-4 (Bd. 2)
Series Name:Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa
Issue Number:18
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Book item
Language:English
edoc DOI:
Last Modified:11 Oct 2017 08:32
Deposited On:22 Mar 2012 14:12

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