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«Unperfektes» und mehrsprachiges Reden

Lüdi, Georges. (2011) «Unperfektes» und mehrsprachiges Reden. In: Babylon Europa : zur europäischen Sprachlandschaft s. Basel, pp. 93-111.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/dok/A6001836

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Abstract

„Differenzhypothese“ von William Labov (1969) privilegiert; sie geht aus von einer funktionalen Äquivalenz der für unterschiedliche soziale Gruppen typischen Sprachgebrauchsformen sowohl bezüglich der Breite und Differenziertheit der Ausdrucksmöglichkeit als auch hinsichtlich der Erfassung logischer Zusammenhänge. Dies gilt, wie hier gezeigt wird, im Zusammenhang mit Fremdspracherwerb und Mehrsprachigkeit auch für den Gebrauch approximativer Sprachkompetenzen und für sprachliche Mischformen oder "multilanguaging". Im Lichte (neuro-)linguistischer Untersuchungen zur Mehrsprachigkeit wird für breite mehrsprachige Repertoires als Bildungsziel plädiert und eine kontextsensitive, soziale und übergreifende Definition der mehrsprachigen Kompetenz vorschlagen. Beispiele aus Unternehmen zeigen, dass die kommunikative Wirksamkeit des Sprachgenrauchs im konkreten Kontext — etwa der Erfolg einer Teamsitzung — kaum von "perfekten" Fremdsprachenkenntnissen abhängt, sondern davon, wie die Akteure gemeinsam die Gesamtheit ihrer sprachlichen Ressourcen mit einer optimalen Rendite einsetzen. Diese wählen deshalb ihre Sprachen und die Verfahren zur Verständnissicherung in der Dynamik der Interaktion mit großer Flexibilität, aus der konkreten gemeinsamen Tätigkeit heraus, der Erfüllung gemeinsamer übergeordneter Ziele verpflichtet (vgl. Moore/Castellotti 2007). Dies hat tiefgreifende Konsequenzen für die Bildungssysteme und namentlich für die Formen der Überprüfung von Sprachkompetenzen. Zu Recht meint McNamara (1997, 452): „The focus on the ability of the candidate in conventional approaches within second language assessment views the candidate in a strangely isolated light; it is he or she who held to bear the brunt of the responsibility for the performance; in this sense the inevitable gap between a test and real life appears unusually stark.“ Zusammenfassend plädieren wir für einen komplexfreien Umgang mit „unperfekter“, und vor allem mit mehrsprachiger Rede, ganz besonders in Situationen, in welchen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft begegnen, d.h. in Homi Bhabhas in-between-space, der die Chance für eine kreative Ausnutzung der kulturellen Vielfalt birgt, zum Vorteil der Einheimischen ebenso wie der Fremden.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Sprach- und Literaturwissenschaften > Ehemalige Einheiten Sprach- und Literaturwissenschaften > Französische Linguistik (Lüdi)
UniBasel Contributors:Lüdi, Georges
Item Type:Book Section
Book Section Subtype:Book Chapter
Publisher:Schwabe Verlag
ISBN:978-3-7965-2690-9
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Book item
Last Modified:25 Oct 2013 08:33
Deposited On:25 Oct 2013 08:33

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