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Neue Herausforderungen an eine Migrationslinguistik im Zeichen der Globalisierung

Lüdi, Georges. (2011) Neue Herausforderungen an eine Migrationslinguistik im Zeichen der Globalisierung. In: Sprachen in mobilisierten Kulturen : Aspekte der Migrationslinguistik. Potsdam, pp. 15-38.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/dok/A6001851

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Abstract

Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte von Migrationen. In der Geschichte der Linguistik hat diese Tatsache aber, außer wenn es um die Herausbildung der Sprachräume der historischen Sprachen ging, kaum Spuren hinterlassen. Erst mit dem Aufkommen der Soziolinguistik und der angewandten Sprachwissenschaft, rückten die Migranten von neuem ins Blickfeld. Untersucht wurden u. a. der Wandel in ihren Sprachgewohnheiten und in ihren Sprachsystemen durch den Abbruch der „lektalen Kette“, der Erwerb der Aufnahmesprache durch die erste und zweite, Fragen um Spracherhalt und Sprachwechsel sowie Sprachverlust, die Konsequenzen der Migration auf den Schulerfolg der Kinder und die Identitätsbildung etc. Diese Forschungsdomänen bleiben natürlich weiter relevant. Aber des Kontext hat sich verändert, nachdem in Europs aus Auswandererstaaten Einwandererstaaten geworden sind, die Migranten zunehmend von weit her kommen, Migrationen häufig weniger auf Dauer angelegt werden, nicht zuletzt weil dank Internet, Fernsehsatelliten und Flugverbindungen die Kontakte zur Herkunftsregion oft erhalten bleiben und die Rückkehr eine echte Option darstellt. Auf dem Hintergrund  breit angelegter Diskussionen um die Rechte von Minderheiten erschallt zunehmend der Ruf, (größere) Gruppen von Migranten im Aufnahmestaat als Sprachminderheiten zu akzeptieren, mit der damit verbundenen Forderung nach Bildung in der Herkunftssprache (so etwa die Forderung nach einer türkischsprachigen Universität in Deutschland). Im Gegenzug empfinden zahlreiche Einheimische die anderssprachigen Migranten als zunehmende Bedrohung und verlangen Maßnahmen zu derer Integration, beispielsweise das Bestehen von Sprachprüfungen, um eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, oder gar die Einbürgerung zu erhalten. Nicht zuletzt hat sich die Qualität der Immigration verändert. Neben unqualifizierten Arbeitsimmigranten sind qualifizierte Fachkräfte getreten, z.B. Wissenschaftler und Ingenieure aus Asien; allerdings wird dann kaum noch von „Migranten“ gesprochen, sondern allenfalls von „Zuwanderern“ (Avenir Suisse/Müller-Jentsch 2008) oder noch eher von „Mobilität von Führungskräften“... In diesem veränderten Kontext stellen sich auch neue Forschungsfragen, so jene nach der Bedeutung von anderen Sprachen (Englisch inklusive) auf dem Arbeitsmarkt der europäischen Länder, nach den möglichen Formen und Funktionen — aber auch der Ethik — von Sprachtests, nach den Zusammenhängen zwischen Sprachkompetenzen (in den lokalen Sprachen oder aber in internationalen Verkehrssprachen) und sozialer Integration, nach neuen (oder nach der Erneuerung alter) Formen der interkulturellen Kommunikation, nach gemischten kulturellen Identitäten und ihrer Manifestation in sprachlich gemischten literarischen Texten. Einige von diesen Fragen sollen hier als Herausforderungen an eine Migrationslinguistik diskutiert werden.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Sprach- und Literaturwissenschaften > Ehemalige Einheiten Sprach- und Literaturwissenschaften > Französische Linguistik (Lüdi)
UniBasel Contributors:Lüdi, Georges
Item Type:Book Section
Book Section Subtype:Book Chapter
Publisher:Universitätsverlag Potsdam
ISBN:978-3-86956-091-5
Series Name:Mobilisierte Kulturen
Issue Number:2
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Book item
Last Modified:25 Oct 2013 08:33
Deposited On:25 Oct 2013 08:33

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