Schulentwicklung und Schulethos

Seit einigen Jahren schallt der Ruf, Schulen sollen ‚sich entwickeln’ durchs Land. Er provoziert die Institution Schule - pädagogisch, schulpädagogisch, institutionell, didaktisch und unterrichtsmethodisch. Zunächst aber zielt die Aufforderung auf das Selbstverständnis einer Schule, auf ihre Instrumente der Positionierung und der Selbstreflexion, auf ihr ‚Schul-Ethos’. Soll sich eine Schule entwickeln, verlangt dies von ihr, dass sie ihr Selbstbild klärt, ihr spezifisches Ethos erarbeitet, es verständlich formuliert und sich darüber verständigt, wie es Tag für Tag zu verwirklichen sei. Die Effekte des quasi-Befehls, die eigene Schule sei zu entwickeln, betreffen gleichermassen den Unterricht, die Schulorganisation, die Lehrkräfte sowie Kinder und Jugendliche. Sie sind bedeutsam, was den Umgang der Beteiligten mit einem reflektierten Selbstverständnis ihrer Institution gegenüber, betrifft. Sich zu entwickeln zwingt eine Schule in ein riskantes und prekäres Feld: sie muss sich mit dem schwierigen Verhältnis, der wechselseitigen Abhängigkeit von Schulentwicklungsprozessen und Schulethosgenese beschäftigen. Dies belegt ein Blick in die theoretische Debatte, die Konsultation von Schulwebsites und exemplarisch in ein Forschungsprojekt.