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Die Orientalistik des 18. Jahrhunderts und die Entstehung des "Wissens vom Orient" im Gelehrtennetzwerk

Hähnle, Mirjam. Die Orientalistik des 18. Jahrhunderts und die Entstehung des "Wissens vom Orient" im Gelehrtennetzwerk. Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/60175/

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Abstract

Das vorliegende Projekt möchte untersuchen, wie „Wissen vom Orient“ im Kontext der aufgeklärten Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts im Spannungsfeld zwischen Reisen und Forschen generiert und kommuniziert, verhandelt, erprobt, verworfen und vielfach transformiert wurde.
Zunächst wird anhand von Rezensionszeitschriften ein Blick auf Rolle und Wert des „Wissens über den Orient“ im gelehrten Feld des 18. Jahrhunderts geworfen, bevor sich die Orientalistik als eigenes Fach etablieren konnte und dieses Wissen disziplinär festgelegt wurde. Es stellt sich folglich die Frage, in welchen sich herausbildenden wissenschaftlichen Disziplinen der zweiten Jahrhunderthälfte der Diskurs über „den Orient“ eine Rolle spielte und welche den Orient betreffenden Gegenstände und Methoden als legitim anerkannt wurden – und wie dieser materielle und symbolische Kontext die diskursive Produktion und Rezeption von Orient-Wissen beeinflusste.
Darauf soll das komplexe Geflecht von Texten und Realien als Ganzes in den Blick genommen werden, das im Rahmen der sogenannten „Arabien-Expedition“ (1761-1767) entstand. Dieses Korpus umfasst sowohl die sorgfältigen wissenssystematischen Texte zur Vorbereitung und Instruktion der Reisenden, sowie den Briefwechsel zwischen Initiatoren und Förderern „am Schreibtisch“ und Teilnehmern der Expedition, Reisetagebücher der Teilnehmer, Zeitschriftenbeiträge und -rezensionen, spätere Publikationen und von der Reise mitgebrachte ethnographische und botanische Objekte.
Die Quellen zur Expedition werden dabei aus einem praxeologischen Blickwinkel betrachtet, das heißt auch „Wissen vom Orient“ soll vordergründig als gelehrte Praxis verstanden werden. Wissenschaft erscheint damit als ein Ensemble untersuchter und untersuchender (theoretisierender) Praktiken. Fragen nach der Verhandlung von Wissen im kommunikativen Netz der Teilnehmer und Organisatoren der Expedition, Methodiken des Beobachtens, Befragens und Sammelns sowie die Reflexion des Beobachterstandpunktes in den Tagebüchern gewinnen an Bedeutung.
Darüber hinaus wird es ein Vergleich der unmittelbaren Reisenotizen der reisenden Forscher mit den später veröffentlichten gedruckten Reiseberichten erlauben, verschiedene Stufen der Wissensgewinnung voneinander abzugrenzen. Dies erlaubt die Analyse, welche gewonnenen Informationen als „wissenswert“ galten und welche im Prozess der Festschreibung als „Nicht-Wissen“ klassifiziert wurden und verschwanden. Zuletzt sollen die Reaktionen der aufgeklärten Gelehrtenrepublik auf die Reiseberichte betrachtet werden: wie wurden die Informationen in Rezensionsorganen bewertet, inwiefern lässt sich die Kanonisierung solcher Wissensbestände in Lexika der Zeit nachverfolgen?
Das vorliegende Projekt will damit einen Beitrag zur Erforschung gelehrter Beschäftigung mit Sprache und Kultur des Orients speziell zur Zeit der Aufklärung leisten. Mit dem praexologischen Blickwinkel, mit der Konzentration auf die Verfahrensperspektive bei der Wissensproduktion, kann die von Said begonnene Auseinandersetzung um den „Orientalismus“ europäischen Wissens über den Orient angereichert werden.
Advisors:Opitz-Belakhal, Claudia
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Geschichte der frühen Neuzeit (Opitz-Belakhal)
UniBasel Contributors:Opitz Belakhal, Claudia
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Ongoing
Last Modified:02 Aug 2021 17:38
Deposited On:06 Feb 2018 11:25

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