Leuzinger, Jürg. Fons beate Marie. Das Zisterzienserinnenkloster Fraubrunnen 1246-1528. 2006, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.
Full text not available from this repository.
Official URL: https://edoc.unibas.ch/60331/
Downloads: Statistics Overview
Abstract
Im Juli 1246 stifteten die beiden Grafen Hartmann der Ältere und der Jüngere von Kiburg ihr Eigengut bei Mülinen zur Gründung eines Zisterzienserinnenklosters. Die Aufnahme in den Orden wurde auf dem Generalkapitel von 1249 beschlossen und die Äbte von Hauterive und Frienisberg mit der Inspektion des Klosterplatzes beauftragt. Dabei musste die Stiftung vom Juli 1246 um ein Gut in Schalunen ergänzt werden, da diese wahrscheinlich nicht ausreichte, um die vom Generalkapitel geforderte Klausur sicherzustellen. Den päpstlichen Schutz erhielt Fraubrunnen im Oktober 1268; weitere päpstliche Vergünstigungen folgten bis 1316. Einzig die bischöfliche Exemtionsurkunde ist für Fraubrunnen nicht überliefert. Trotzdem darf aber angenommen werden, dass der zuständige Bischof von Konstanz auf seine Rechte im Gebiet des Klosters verzichtet hatte. Weitere Privilegien erhielt Fraubrunnen durch Graf Rudolf III. von Neuenburg-Nidau. Er versprach 1327, das Kloster Fraubrunnen in seinen Schutz aufzunehmen und gewährte einen Zollerlass bei Nidau und Büren an der Aare.
Eine erste innere Krise musste der Konvent zwischen 1268 und 1270 über sich ergehen lassen, als ein Teil der Nonnen sich nicht mehr der strengen Ordensregel der Zisterzienser fügen wollte, und die dem Vaterabt gehorsamen Nonnen aus dem Kloster gewiesen wurden. Den Äbten von St. Urban, Hautcrêt und Lützel gelang es schliesslich, die Absetzung der rebellierenden Äbtissin, eine Neuwahl sowie die Rückkehr der vertriebenen Nonnen zu erwirken. Zusätzlich in Schwierigkeiten geriet das Kloster im Frühling 1280, als ein Brand vor allem die Südwestecke des Klostergevierts zerstörte und der Wiederaufbau den Verkauf von Gütern nötig machte.
Die Anzahl der Stiftungen nahm in Fraubrunnen seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert beachtlich zu, denn nun begann der Adel aus dem Kiburger Umfeld Stiftungen in Fraubrunnen einzurichten. So finden sich zum Beispiel unter den Stiftern des 13. Jahrhunderts die Herren von Jegenstorf, Schüpfen, Mattstetten, Rüti, Önz, Büttikon und Grünenberg. Aber auch Bürger aus Bern waren um ihr Seelenheil besorgt, wie die Stiftungen der adligen Herren von Englisberg, Aegerten, Bubenberg, Erlach, Kramburg, Bümpliz, Rümligen und Scharnachtal sowie auch derjenigen der nichtadligen Bürger aus den Familien Krauchthal, Neunhaupt und Seedorf zeigen. Nicht zu vergessen sind auch die zahlreichen Stiftungen aus Solothurn und Burgdorf. Zahlenmässig waren die Kiburger Stiftungen gegenüber denjenigen der Berner und Solothurner im 13. Jahrhundert noch in der Mehrheit. Am Ende des 14. Jahrhunderts hingegen waren die Berner Stiftungen in der Überzahl.
Betrachtet man die geographische Verteilung der Herkunftsorte der Fraubrunner Stifter, so zeigt sich, dass viele der Stifter aus dem Mittelland stammten, wobei die grösste Anzahl der Herkunftsorte in der Gegend zwischen dem Jurasüdfuss und dem Emmental liegt. Aber auch aus dem damaligen Unteraargau und aus luzernischen Gebieten gelangten Stiftungen nach Fraubrunnen. Betrachtet man die einzelnen Herkunftsorte, so stammen die meisten Stifter aus den Städten Bern, Solothurn und Burgdorf, wobei sich zwischen 1246 und 1390 die Zusammensetzung dieser Stifter veränderte. Während die Anzahl der Stifter aus Bern kontinuierlich zunahm, verringerten sich die Anteile in Burgdorf und Solothurn. Für die Stifter aus dem Raum westlich der Aare, der Saane und der Sense kann festgehalten werden, dass deren Vergabungen nach der Schlacht von Laupen 1339 stark zurückgingen. Damit zeigt sich, dass der Landadel im Laufe des 14. Jahrhunderts im Gebiet nördlich von Bern an Einfluss verlor, während die Stadt Bern zur dominierenden Macht aufstieg.
Weil Stiftungen häufig an Ausstattungen eintretender Nonnen gebunden waren, zeigt die soziale Zusammensetzung des Konvents von Fraubrunnen ein ähnliches Bild. Dementsprechend lassen sich im 13. Jahrhundert mehr Nonnen aus dem Umfeld der Kiburger als solche aus Bern nachweisen, wobei es sich am Ende des 14. Jahrhunderts umgekehrt verhält. Dabei lässt sich die „Machtübernahme“ durch Bern, beziehungsweise das sich anbahnende Ende des Kiburger/Neukiburger Einflusses, anhand der Äbtissinnenwahl von 1386 aufzeigen: Entstammten alle bisherigen Äbtissinnen aus den führenden Adelsfamilien der näheren Umgebung, so wurde mit Anna Schauland die erste nichtadlige Bürgerin aus Bern in Fraubrunnen eingesetzt, deren Nachfolgerinnen ebenfalls alle aus Berner Familien stammten.
Figur 1: Soziale Herkunft der Fraubrunner Nonnen. Dargestellt sind die Abhängigkeiten von Kiburg/Neukiburg und Bern.
Die geographische Herkunft der Nonnen ist abgesehen von zwei Unterschieden mit dem Herkunftsgebiet der Stifter identisch: So stammen die Nonnen aus einem engeren Umkreis als die Stifter und es finden sich in Fraubrunnen keine Nonnen aus dem Gebiet westlich der Sprachgrenze. Demzufolge begründen die Herrschaftsverhältnisse, die Sprachgrenze und die Nähe zum Kloster einen Klostereintritt in Fraubrunnen. Die Herkunftsorte der Äbtissinnen liegen in einem noch kleineren Raum um Fraubrunnen als diejenigen der Nonnen.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts nahmen die Stiftungen und die Klostereintritte in Fraubrunnen weiter ab. Denn die Berner hatten durch die Gründung des Dominikanerinnenklosters 1401 und des St. Vinzenzstifts 1421 eigene Möglichkeiten für Stiftungen und Klostereintritte geschaffen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hingegen, nahmen die Klostereintritte wieder ein wenig zu, wenn auch in einem kleineren Ausmass als zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Bezüglich der Klostereintritte kann festgehalten werden, dass die These, ein Kloster sei eine „Versorgungsanstalt für unverheiratete Töchter“, für den grossen Teil der Fraubrunner Nonnen nicht zutrifft. Eine genauere Betrachtung der verschiedenen Familien, die in Fraubrunnen durch eine oder auch mehrere Nonnen vertreten waren, zeigt, dass die Personen, die in ein Kloster eintraten, in einzelnen Familienzweigen gehäufter auftraten als in anderen Zweigen. Oft sind es sogar mehrere Geschwister, die in den gleichen Orden aufgenommen wurden. Dabei wird klar, dass nicht die Versorgung im Vordergrund gestanden haben muss, sondern die Frömmigkeit und Tradition einzelner Familienzweige. Dies zeigt sich auch in verschiedenen Stiftungsurkunden des Klosters Fraubrunnen, aus denen hervorgeht, dass die im Kloster lebenden Töchter für das Seelenheil der eigenen Familie zu beten hatten. Zusätzlich darf auch nicht vergessen werden, dass vom Kloster eine nicht unerhebliche Ausstattung für eine eintretende Nonnen verlangt wurde, was einer „Abschiebung“ der Tochter zu Versorgungszwecken widerspricht.
Die Konversen müssen in Fraubrunnen im noch heute bestehenden Westtrakt untergebracht worden sein, dessen Räume, die sich auf zwei Stockwerken befinden, genügend gross ausgelegt sind, dass Laienschwestern wie auch Laienbrüder Unterkunft fanden. Die Laienbrüder wie auch die Laienschwestern konnten gemäss den Einträgen des Jahrzeitbuches bis um 1365 nachgewiesen werden, was zeigt, dass beide Gruppen gleichzeitig vor allem zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Fraubrunnen arbeiteten. Obschon zwar die Laienschwestern verzögert zu den Laienbrüdern auftraten, kann für Fraubrunnen nicht nachgewiesen werden, dass die Laienschwestern als Ersatz für die abnehmende Anzahl der Laienbrüder auftraten. Vielmehr gab es zwischen beiden Gruppen eine Arbeitsteilung, indem die Laienbrüder ausserhalb und die Laienschwestern innerhalb des Klosters tätig waren. Beide Gruppen wurden schliesslich im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts durch Lohnarbeiter oder Mägde ersetzt. Zu einem kleinen Teil stammten die Laienbüder und -schwestern aus dem städtischen Bürgertum aus Bern, Burgdorf oder Solothurn. Der Grossteil kam aus dem bäuerlichen Milieu aus der näheren Umgebung des Klosters.
Eine geplante Güterpolitik des Klosters Fraubrunnen zeichnete sich bereits kurz nach 1250 ab, als Fraubrunnen in den Nachbardörfern Büren zum Hof, Grafenried und Jegenstorf Güter erwerben konnte. Zudem wurde 1263 der erste Rebberg in Twann gekauft. Damit waren mit Grafenried, Büren zum Hof und Twann die Grundlagen zum Aufbau der Klosterwirtschaft geschaffen. Interessant ist, dass nur wenige Güterverkäufe getätigt werden mussten, was darauf schliessen lässt, dass in Fraubrunnen keine Misswirtschaft betrieben wurde, und die Stiftungen so reichlich flossen, dass alle Ausgaben gedeckt werden konnten. Vor allem im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts war das Kloster in der Lage, insgesamt 36 Käufe vorzunehmen, die hauptsächlich Schupposen in den Nachbardörfern Grafenried, Aefligen, Rüdtligen, Zuzwil und Mattstetten sowie Reben in Twann und La Neuveville betrafen. Da Fraubrunnen eine relativ späte Gründung darstellt, ist eine reine Grangienwirtschaft wohl nie betrieben worden.
Figur 2: Anzahl der An- und Verkäufe des Klosters Fraubrunnen von 1246 bis 1528
Die wichtigsten Agrarerzeugnisse, die Fraubrunnen im 14. Jahrhundert als Abgaben erhielt, sind aus dem Urbar von 1380 ersichtlich. Es handelte sich um Dinkel, Eier und Hühner. Erst im 15. Jahrhundert wurde auch Roggen und Hafer abgeliefert. Dabei spielten diese Getreideabgaben für die gesamte Agrarwirtschaft der Region eine wichtige Rolle, da Städte wie Bern auf Kornlieferungen aus dem Umland angewiesen waren. Ein weiteres wichtiges Agrarprodukt war die Schweinezucht. Betreffend Fischteichen ist in Fraubrunnen nichts bekannt, hingegen besass das Kloster in der Urtenen die Fischereirechte bis an die Grenzen der Herrschaft Landshut. Die Urtenen eignete sich auch für die Errichtung von verschiedenen Mühlen. Zudem sind in Klosternähe eine Walkmühle, eine sogenannte Blöwe, ein grösserer Hof und eine Schmiede überliefert. Weiter war es Fraubrunnen möglich, beim Dorf Urtenen und beim Weiler Holzmühle zusätzliche Mühlen zu erwerben. Eine eigene Backsteinproduktion konnte in Fraubrunnen bereits um 1300 nachgewiesen werden, wobei die ersten Produkte mit Hilfe des Klosters St. Urban hergestellt wurden.
Die meisten Fraubrunner Rebberge lagen bei Twann und La Neuveville. Die Trauben wurden zentral in Twann in einer klostereigenen Presse zu Wein - es handelte sich dabei überwiegend um Weisswein - verarbeitet und dann in Fässern per Schiff über den Bielersee und auf der Aare nach Solothurn in den Fraubrunner Stadthof transportiert. Per Fuhrwerk wurden diese Weinfässer dann nach Fraubrunnen gebracht. Weitere Stadthöfe wie in Solothurn besass Fraubrunnen in Bern und Burgdorf. Für Bern ist zudem eine Herberge nachgewiesen.
Am Ende des 15. Jahrhunderts sah sich der Berner Rat immer häufiger veranlasst, in die Klosterbelange einzugreifen. So bemühte er sich zum Beispiel 1481 um Absolution für die Äbtissin Katharina Hoffman, die ein Kind zur Welt gebracht hatte. 1501 und 1513 veranlasste der Rat, eine neue Ordnung für Fraubrunnen ausarbeiten zu lassen, um die Zustände im Kloster zu verbessern. Diese Versuche waren aber von keinem längerfristigem Erfolg gekrönt, denn 1524 musste der Rat Nonnen, die sich verheiratet hatten, aus dem Kloster weisen, und die Äbtissin Margareta von Balmoos absetzen, weil diese nicht mehr in der Lage war, das Kloster ordnungsgemäss zu führen. 1527 verbot der Berner Rat, dass fremde Ordensleute in die bernischen Klöster aufgenommen wurden, und am 7. Februar 1528 wurde mit dem Reformationsmandat beschlossen, die Klöster aufzuheben. Die Fraubrunner Nonnen erhielten beim Austritt ihr eingebrachtes Gut sowie eine Austrittssumme von dreihundert Pfund, die sie in drei Raten in Form von Geld oder Gülten erhielten. Insgesamt sind so für die 12 austretenden Nonnen 3600 Pfund ausbezahlt oder übertragen worden. Aus Kostengründen wurde schliesslich 1534 beschlossen, diejenigen Klostergebäude abzubrechen, die nicht mehr benötigt wurden. Die Kirche und der östliche Gebäudetrakt des Klosters Fraubrunnen wurden daher abgetragen.
Grafiken:Oben: Figur 1: Soziale Herkunft der Fraubrunner Nonnen. Dargestellt sind die Abhängigkeiten von Kiburg/Neukiburg und Bern.Unten: Figur 2: Anzahl der An- und Verkäufe des Klosters Fraubrunnen von 1246 bis 1528.
Eine erste innere Krise musste der Konvent zwischen 1268 und 1270 über sich ergehen lassen, als ein Teil der Nonnen sich nicht mehr der strengen Ordensregel der Zisterzienser fügen wollte, und die dem Vaterabt gehorsamen Nonnen aus dem Kloster gewiesen wurden. Den Äbten von St. Urban, Hautcrêt und Lützel gelang es schliesslich, die Absetzung der rebellierenden Äbtissin, eine Neuwahl sowie die Rückkehr der vertriebenen Nonnen zu erwirken. Zusätzlich in Schwierigkeiten geriet das Kloster im Frühling 1280, als ein Brand vor allem die Südwestecke des Klostergevierts zerstörte und der Wiederaufbau den Verkauf von Gütern nötig machte.
Die Anzahl der Stiftungen nahm in Fraubrunnen seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert beachtlich zu, denn nun begann der Adel aus dem Kiburger Umfeld Stiftungen in Fraubrunnen einzurichten. So finden sich zum Beispiel unter den Stiftern des 13. Jahrhunderts die Herren von Jegenstorf, Schüpfen, Mattstetten, Rüti, Önz, Büttikon und Grünenberg. Aber auch Bürger aus Bern waren um ihr Seelenheil besorgt, wie die Stiftungen der adligen Herren von Englisberg, Aegerten, Bubenberg, Erlach, Kramburg, Bümpliz, Rümligen und Scharnachtal sowie auch derjenigen der nichtadligen Bürger aus den Familien Krauchthal, Neunhaupt und Seedorf zeigen. Nicht zu vergessen sind auch die zahlreichen Stiftungen aus Solothurn und Burgdorf. Zahlenmässig waren die Kiburger Stiftungen gegenüber denjenigen der Berner und Solothurner im 13. Jahrhundert noch in der Mehrheit. Am Ende des 14. Jahrhunderts hingegen waren die Berner Stiftungen in der Überzahl.
Betrachtet man die geographische Verteilung der Herkunftsorte der Fraubrunner Stifter, so zeigt sich, dass viele der Stifter aus dem Mittelland stammten, wobei die grösste Anzahl der Herkunftsorte in der Gegend zwischen dem Jurasüdfuss und dem Emmental liegt. Aber auch aus dem damaligen Unteraargau und aus luzernischen Gebieten gelangten Stiftungen nach Fraubrunnen. Betrachtet man die einzelnen Herkunftsorte, so stammen die meisten Stifter aus den Städten Bern, Solothurn und Burgdorf, wobei sich zwischen 1246 und 1390 die Zusammensetzung dieser Stifter veränderte. Während die Anzahl der Stifter aus Bern kontinuierlich zunahm, verringerten sich die Anteile in Burgdorf und Solothurn. Für die Stifter aus dem Raum westlich der Aare, der Saane und der Sense kann festgehalten werden, dass deren Vergabungen nach der Schlacht von Laupen 1339 stark zurückgingen. Damit zeigt sich, dass der Landadel im Laufe des 14. Jahrhunderts im Gebiet nördlich von Bern an Einfluss verlor, während die Stadt Bern zur dominierenden Macht aufstieg.
Weil Stiftungen häufig an Ausstattungen eintretender Nonnen gebunden waren, zeigt die soziale Zusammensetzung des Konvents von Fraubrunnen ein ähnliches Bild. Dementsprechend lassen sich im 13. Jahrhundert mehr Nonnen aus dem Umfeld der Kiburger als solche aus Bern nachweisen, wobei es sich am Ende des 14. Jahrhunderts umgekehrt verhält. Dabei lässt sich die „Machtübernahme“ durch Bern, beziehungsweise das sich anbahnende Ende des Kiburger/Neukiburger Einflusses, anhand der Äbtissinnenwahl von 1386 aufzeigen: Entstammten alle bisherigen Äbtissinnen aus den führenden Adelsfamilien der näheren Umgebung, so wurde mit Anna Schauland die erste nichtadlige Bürgerin aus Bern in Fraubrunnen eingesetzt, deren Nachfolgerinnen ebenfalls alle aus Berner Familien stammten.
Figur 1: Soziale Herkunft der Fraubrunner Nonnen. Dargestellt sind die Abhängigkeiten von Kiburg/Neukiburg und Bern.
Die geographische Herkunft der Nonnen ist abgesehen von zwei Unterschieden mit dem Herkunftsgebiet der Stifter identisch: So stammen die Nonnen aus einem engeren Umkreis als die Stifter und es finden sich in Fraubrunnen keine Nonnen aus dem Gebiet westlich der Sprachgrenze. Demzufolge begründen die Herrschaftsverhältnisse, die Sprachgrenze und die Nähe zum Kloster einen Klostereintritt in Fraubrunnen. Die Herkunftsorte der Äbtissinnen liegen in einem noch kleineren Raum um Fraubrunnen als diejenigen der Nonnen.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts nahmen die Stiftungen und die Klostereintritte in Fraubrunnen weiter ab. Denn die Berner hatten durch die Gründung des Dominikanerinnenklosters 1401 und des St. Vinzenzstifts 1421 eigene Möglichkeiten für Stiftungen und Klostereintritte geschaffen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hingegen, nahmen die Klostereintritte wieder ein wenig zu, wenn auch in einem kleineren Ausmass als zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Bezüglich der Klostereintritte kann festgehalten werden, dass die These, ein Kloster sei eine „Versorgungsanstalt für unverheiratete Töchter“, für den grossen Teil der Fraubrunner Nonnen nicht zutrifft. Eine genauere Betrachtung der verschiedenen Familien, die in Fraubrunnen durch eine oder auch mehrere Nonnen vertreten waren, zeigt, dass die Personen, die in ein Kloster eintraten, in einzelnen Familienzweigen gehäufter auftraten als in anderen Zweigen. Oft sind es sogar mehrere Geschwister, die in den gleichen Orden aufgenommen wurden. Dabei wird klar, dass nicht die Versorgung im Vordergrund gestanden haben muss, sondern die Frömmigkeit und Tradition einzelner Familienzweige. Dies zeigt sich auch in verschiedenen Stiftungsurkunden des Klosters Fraubrunnen, aus denen hervorgeht, dass die im Kloster lebenden Töchter für das Seelenheil der eigenen Familie zu beten hatten. Zusätzlich darf auch nicht vergessen werden, dass vom Kloster eine nicht unerhebliche Ausstattung für eine eintretende Nonnen verlangt wurde, was einer „Abschiebung“ der Tochter zu Versorgungszwecken widerspricht.
Die Konversen müssen in Fraubrunnen im noch heute bestehenden Westtrakt untergebracht worden sein, dessen Räume, die sich auf zwei Stockwerken befinden, genügend gross ausgelegt sind, dass Laienschwestern wie auch Laienbrüder Unterkunft fanden. Die Laienbrüder wie auch die Laienschwestern konnten gemäss den Einträgen des Jahrzeitbuches bis um 1365 nachgewiesen werden, was zeigt, dass beide Gruppen gleichzeitig vor allem zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Fraubrunnen arbeiteten. Obschon zwar die Laienschwestern verzögert zu den Laienbrüdern auftraten, kann für Fraubrunnen nicht nachgewiesen werden, dass die Laienschwestern als Ersatz für die abnehmende Anzahl der Laienbrüder auftraten. Vielmehr gab es zwischen beiden Gruppen eine Arbeitsteilung, indem die Laienbrüder ausserhalb und die Laienschwestern innerhalb des Klosters tätig waren. Beide Gruppen wurden schliesslich im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts durch Lohnarbeiter oder Mägde ersetzt. Zu einem kleinen Teil stammten die Laienbüder und -schwestern aus dem städtischen Bürgertum aus Bern, Burgdorf oder Solothurn. Der Grossteil kam aus dem bäuerlichen Milieu aus der näheren Umgebung des Klosters.
Eine geplante Güterpolitik des Klosters Fraubrunnen zeichnete sich bereits kurz nach 1250 ab, als Fraubrunnen in den Nachbardörfern Büren zum Hof, Grafenried und Jegenstorf Güter erwerben konnte. Zudem wurde 1263 der erste Rebberg in Twann gekauft. Damit waren mit Grafenried, Büren zum Hof und Twann die Grundlagen zum Aufbau der Klosterwirtschaft geschaffen. Interessant ist, dass nur wenige Güterverkäufe getätigt werden mussten, was darauf schliessen lässt, dass in Fraubrunnen keine Misswirtschaft betrieben wurde, und die Stiftungen so reichlich flossen, dass alle Ausgaben gedeckt werden konnten. Vor allem im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts war das Kloster in der Lage, insgesamt 36 Käufe vorzunehmen, die hauptsächlich Schupposen in den Nachbardörfern Grafenried, Aefligen, Rüdtligen, Zuzwil und Mattstetten sowie Reben in Twann und La Neuveville betrafen. Da Fraubrunnen eine relativ späte Gründung darstellt, ist eine reine Grangienwirtschaft wohl nie betrieben worden.
Figur 2: Anzahl der An- und Verkäufe des Klosters Fraubrunnen von 1246 bis 1528
Die wichtigsten Agrarerzeugnisse, die Fraubrunnen im 14. Jahrhundert als Abgaben erhielt, sind aus dem Urbar von 1380 ersichtlich. Es handelte sich um Dinkel, Eier und Hühner. Erst im 15. Jahrhundert wurde auch Roggen und Hafer abgeliefert. Dabei spielten diese Getreideabgaben für die gesamte Agrarwirtschaft der Region eine wichtige Rolle, da Städte wie Bern auf Kornlieferungen aus dem Umland angewiesen waren. Ein weiteres wichtiges Agrarprodukt war die Schweinezucht. Betreffend Fischteichen ist in Fraubrunnen nichts bekannt, hingegen besass das Kloster in der Urtenen die Fischereirechte bis an die Grenzen der Herrschaft Landshut. Die Urtenen eignete sich auch für die Errichtung von verschiedenen Mühlen. Zudem sind in Klosternähe eine Walkmühle, eine sogenannte Blöwe, ein grösserer Hof und eine Schmiede überliefert. Weiter war es Fraubrunnen möglich, beim Dorf Urtenen und beim Weiler Holzmühle zusätzliche Mühlen zu erwerben. Eine eigene Backsteinproduktion konnte in Fraubrunnen bereits um 1300 nachgewiesen werden, wobei die ersten Produkte mit Hilfe des Klosters St. Urban hergestellt wurden.
Die meisten Fraubrunner Rebberge lagen bei Twann und La Neuveville. Die Trauben wurden zentral in Twann in einer klostereigenen Presse zu Wein - es handelte sich dabei überwiegend um Weisswein - verarbeitet und dann in Fässern per Schiff über den Bielersee und auf der Aare nach Solothurn in den Fraubrunner Stadthof transportiert. Per Fuhrwerk wurden diese Weinfässer dann nach Fraubrunnen gebracht. Weitere Stadthöfe wie in Solothurn besass Fraubrunnen in Bern und Burgdorf. Für Bern ist zudem eine Herberge nachgewiesen.
Am Ende des 15. Jahrhunderts sah sich der Berner Rat immer häufiger veranlasst, in die Klosterbelange einzugreifen. So bemühte er sich zum Beispiel 1481 um Absolution für die Äbtissin Katharina Hoffman, die ein Kind zur Welt gebracht hatte. 1501 und 1513 veranlasste der Rat, eine neue Ordnung für Fraubrunnen ausarbeiten zu lassen, um die Zustände im Kloster zu verbessern. Diese Versuche waren aber von keinem längerfristigem Erfolg gekrönt, denn 1524 musste der Rat Nonnen, die sich verheiratet hatten, aus dem Kloster weisen, und die Äbtissin Margareta von Balmoos absetzen, weil diese nicht mehr in der Lage war, das Kloster ordnungsgemäss zu führen. 1527 verbot der Berner Rat, dass fremde Ordensleute in die bernischen Klöster aufgenommen wurden, und am 7. Februar 1528 wurde mit dem Reformationsmandat beschlossen, die Klöster aufzuheben. Die Fraubrunner Nonnen erhielten beim Austritt ihr eingebrachtes Gut sowie eine Austrittssumme von dreihundert Pfund, die sie in drei Raten in Form von Geld oder Gülten erhielten. Insgesamt sind so für die 12 austretenden Nonnen 3600 Pfund ausbezahlt oder übertragen worden. Aus Kostengründen wurde schliesslich 1534 beschlossen, diejenigen Klostergebäude abzubrechen, die nicht mehr benötigt wurden. Die Kirche und der östliche Gebäudetrakt des Klosters Fraubrunnen wurden daher abgetragen.
Grafiken:Oben: Figur 1: Soziale Herkunft der Fraubrunner Nonnen. Dargestellt sind die Abhängigkeiten von Kiburg/Neukiburg und Bern.Unten: Figur 2: Anzahl der An- und Verkäufe des Klosters Fraubrunnen von 1246 bis 1528.
Advisors: | Meyer, Werner H. |
---|---|
Faculties and Departments: | 04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Historisches Seminar |
UniBasel Contributors: | Meyer, Werner H. |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Doctoral Thesis |
Thesis no: | UNSPECIFIED |
Thesis status: | Complete |
Last Modified: | 12 Mar 2018 07:58 |
Deposited On: | 06 Feb 2018 11:26 |
Repository Staff Only: item control page