Das Berner Täufertum im 16. und 17. Jahrhundert

Während die Anfänge des Täufertums in der Forschung ausführlich untersucht wurden, erhielten die späteren Generationen des Täufertums im 16. und 17. Jahrhunderts bisher vergleichsweise wenig Beachtung. Das Täufertum im damals noch bernischen Unteraargau bildet diesbezüglich keine Ausnahme, die letzte systematische Untersuchung zur Geschichte des Täufertums im Berner Aargau verfasste Jakob Heiz vor über einem Jahrhundert. Inzwischen begann die Forschung aber andere Fragen an die Quellen zu stellen und ein breiteres Spektrum an Quellenmaterial in ihre Untersuchungen einzubeziehen.
Dieses Dissertationsprojekt knüpft an neuere Forschungstrends an, die von einer zu isolierten Betrachtung des Täufertums abrücken und die Geschichte des Täufertums als Teil der allgemeinen Reformationsgeschichte verstehen. Das Täufertum im Berner Aargau bietet sich dabei als interessantes Forschungsobjekt an, da es im Zeitalter der Konfessionalisierung einen nachhaltigen Eindruck in dieser Region hinterlassen sollte. Die Geschichte des Täufertums im Berner Aargau erweist sich dabei als eine Geschichte der Immigration und Emigration, einerseits sollten besonders aus dieser Region viele Menschen den täuferischen Missionaren nach Mähren folgen, während andererseits viele täuferische Immigranten sich in dieser Region trotz obrigkeitlicher Verfolgung niederlassen konnten. Den stärksten Anhang sollten die Täufer in der südlichen Hälfte der Region erhalten, wo die offiziell reformierte Bevölkerung Berns nicht nur mit dem Täufertum konfrontiert wurde, sondern auch in stetigem Kontakt mit den katholischen Nachbarn des angrenzenden Luzerns standen. Die Beschäftigung mit dem Täufertum im Berner Aargau ermöglicht also einen facettenreichen Einblick in den religiösen Alltag einer frühneuzeitlichen Gesellschaft.