Entwicklung eines Testverfahrens für die medizinische Trainingstherapie der oberen Extremitäten und des Rumpfes

Hintergrund: Die Anwendung von zielorientierten Testverfahren in der medizinischen Trainingstherapie (MTT) ist ein dringendes Bedürfnis, damit diese dem Anspruch einer evidenzbasierten Disziplin gerecht werden kann. Objektive Qualitätskontrollen dienen dem Effektivitäts- wie auch Effizienznachweis, werden aufgrund der Konkurrenzsituation zwischen den möglichen Therapieansätzen, sowie von Kostenträgern verlangt und können zur Trainingssteuerung, wie auch der Verlaufskontrolle herangezogen werden. Die Anwendung solcher Verfahren hat sich in der Praxis bisher nicht etabliert. Ziel dieser Masterarbeit war es daher, ausgewählte Testverfahren für Schulter- und Rücken-Patienten in den Berufsalltag der MTT zu transferieren, um so die Anwendbarkeit der ausgewählten Tests aus der Sicht der Praktiker beurteilen zu können.
Methoden: Aus der Literatur wurden nach wissenschaftlichen Kriterien vier Tests für Schulter-Patienten ausgewählt und adaptiert. Dazu zählten isometrische Kraftmessungen in der Abduktions- wie auch Aussenrotationsbewegung mit einem Handheld-Dynamometer (Lafayette, USA), ein unilateraler Stütz-Test in der Vierfüsser-Position und ein funktioneller Reichhöhen-Test. Für Rückenpatienten waren es zwei Kraft-Tests, der Leg-Lowering-, sowie ein Extensions-Test in Bauchlage (BL) und zwei Funktions-Tests, der Loaded-Reach-, sowie ein Lunge-Test. Zusätzlich wurden die Testbatterien mit einem Patienten-Fragebogen zur Erfassung der Alltagsaktivitäten (ADL’s) und der Schmerzsituation ergänzt.
Die Tests wurden anlässlich eines Pilotprojekts für drei Monate in die Sporttherapie der Schulthess Klinik integriert. Zur Analyse der einzelnen Tests diente ein Evaluations-Fragebogen, welcher von den Testleitern nach jeder Anwendung ausgefüllt wurde.
Ergebnisse: Nach Ausschluss derjenigen Patienten, welche Kontraindikationen aufwiesen, wurden mit den Schulter-Tests 14 und mit den Tests für den Rücken 10 Patienten getestet. Die Tests wurden von den Therapeuten nach einer vierstufigen Skala bewertet, welche vom Wert „Eins“ für „trifft nicht zu“ bis zum Wert „Vier“ für „trifft voll zu“ reichte. Die Kriterien erfassten die Praktikabilität der Tests, deren Abstimmung auf das Patientenklientel in der Klinik, die Aussagekraft und die Interpretationsmöglichkeiten der Testresultate, sowie den Nutzen für die Trainingssteuerung.
Die Schulter-Tests wurden wie folgt bewertet: Die isometrischen Kraft-Tests = 3.46, der unilaterale Stütz-Test = 3.13 und der Funktions-Test = 2.62. Die Rücken-Tests wurden wie folgt beurteilt: der Leg-Lowering- und der Extensions-Test = 2.79, der Loaded-Reach-, sowie der Lunge-Test = 2.65. Je öfters die Tests angewendet wurden, desto positiver fielen die Bewertungen aus.
Schlussfolgerung: Die isometrischen Kraft-Tests mit dem HHD waren in der Therapiepraxis gut umsetzbar. Der unilaterale Stütz-Test für Schulter-Patienten muss objektiviert werden. Der Funktions-Test für die Schulter ist nur in der originalen Ausführung aussagekräftig. Für Rücken-Patienten sollte beim Leg-Lowering-Test, über angepasste Beinhebel, der Schwierigkeitsgrad herabgesetzt werden. Für den Extensions-Test in BL ist eine Objektivierung notwendig, oder die alternative Verwendung des „standing extension tests“ zu empfehlen. Der Loaded-Reach-Test ist zur Anwendung im Therapiesetting geeignet. Der Lunge-Tests wird nicht zur Weiterverwendung mit Rücken-Patienten empfohlen.