Boykotte von Olympischen Spielen der Neuzeit - Typologie und Hintergründe. Eine Analyse der Neuen Zürcher Zeitung (NNZ)

Mehrfach in der Geschichte der Olympischen Spiele der Neuzeit ist es zum Boy-kott oder zu Boykottdrohungen gekommen. Anhand der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) wurden sämtliche Ereignisse recherchiert, aufgearbeitet und daraus explo-rativ eine Typologie entwickelt. Daraus ergaben sich drei verschiedene Typen von Boykotten: Menschenrechtsboykotte, politische Boykotte und wirtschaftliche Boykotte. Menschenrechtsboykotten, die vor allem in den 1960er und 1970er Jahren statt-fanden, waren das Mittel zum Ziel, die Apartheid-Regime Afrikas, aus dem Alltag verschwinden zu lassen. Beliess man es in den Jahren 1968 und 1972 noch bei einer Drohung, so blieben 1976 in Montreal zahlreiche afrikanische Staaten den Spielen fern. Politische Boykotte wurden am häufigsten durchgeführt. Das Motiv hing vorwie-gend mit den unterschiedlichen Staatssystemen, Kommunismus gegenüber Kapitalismus, zusammen. Politische Boykotte richteten sich meist direkt an den Austragungsort und waren das Mittel, um eine Änderung einer politischen Haltung zu erreichen. Die bekanntesten Beispiele sind jene von 1980 als die USA und einige westliche Länder, darunter Deutschland und Kanada, die Spiele von Moskau boykottierten und jene von 1984, als der Ostblock, mit Ausnahme von Rumänien, die Spiele von Los Angeles boykottierte.Wirtschaftliche Boykotte sind vor allem ein Produkt der Kommerzialisierung der Spiele. Nach dem „Kalten Krieg“, als die Spiele enorme wirtschaftliche Bedeutung erlangten, wurden sie immer wieder als Plattform von sogenannten Trittbrettfahrern benutzt. Diese versuchten aufgrund des grossen medialen Interesses, die Spiele zu ihren Zwecken zu nutzen, indem sie auf Missstände in ihrem Land hinwiesen. Bis jetzt blieben es aber nur Boykottdrohungen. Anhand dieser Arbeit soll es in Zukunft möglich sein, Boykottdrohungen oder Boykotte einer dieser Typologien zuzuordnen. Da die Spiele immer noch gigantischer werden und das mediale Echo stets zunimmt, ist auch in Zukunft immer wieder mit Boykottdrohungen oder gar Boykotten zu rechnen.