DDR-Medaillensport - Eine Analyse der staatlichen Instrumentalisierung des Leistungssports anhand des Leistungsbeschlusses von 1969

Hintergrund: Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) galt als eine der erfolgreichsten Sportnationen des 20. Jahrhunderts. Viele Historiker erklären sich diese Erfolge mit dem systematischen Dopingmissbrauch und vernachlässigen dabei einen anderen zentralen Faktor: den Leistungssportbeschluss von 1969. In der vorliegenden Arbeit wurde die staatliche Instrumentalisierung des DDR-Leistungssports, seine Funktion sowie seine politische Wirkung anhand des Leistungsbeschlusses von 1969 analysiert.Methode: Mithilfe editierter Dokumente wurde eine breite Quelleninterpretation vorgenommen, wobei neben den parteipolitischen Archivquellen auch schriftliche Zeitzeugenaussagen sowie anderweitige Druckquellen (v.a. Zeitungen, Studien) ausgewertet wurden. Um eine adäquate Quellenauslegung zu gewährleisten, wurde zum einen der aktuelle Forschungsstand ausgewertet und zum anderen mithilfe dessen die eigenen Ergebnisse verglichen bzw. kritisch beurteilt.Ergebnisse: Die hier realisierte Analyse hat ergeben, dass der DDR-Staat den Leistungssport und seine Erfolge gezielt instrumentalisierte und damit drei Ziele anstrebte:1. Intensivierung der politisch-ideologischen Erziehung der Athleten2. Stützen des Systems und der Regierung nach innen3. Steigerung des internationalen Ansehens der DDR und des SozialismusWährend sich die intensiv verfolgte politisch-ideologische Erziehung sowie die innere Stützung durch Sporterfolge als wirkungslos herausstellten, scheinen die Siege auf internationalem Parkett zu einer Steigerung des internationalen Ansehens der DDR (nicht aber des weltweiten Sozialismus) geführt zu haben.Diskussion: Der Leistungssportbeschluss von 1969 sowie seine Folgen müssen als historische Zäsur erachtet werden müssen, welche zwar zu einem erhöhten Sporterfolg beitrugen, aber gravierende Konsequenzen für die DDR-Sportlandschaft nach sich zogen. Die Medaillenerfolge waren somit weit mehr als nur das Resultat systematischer Dopingmissbräuche.