«Afgantsy» und «Zinkjungen» zwischen Gedenken und Politik. Der sowjetische Krieg in Afghanistan 1979 bis 1989 in den frühen postsowjetischen schriftlichen Erinnerungskulturen am Beispiel von Swetlana Alexijewitsch, Memoiren und historischen Romanen

Das Ziel der vorliegenden Masterarbeit ist, die Rolle des sowjetischen Kriegs in Afghanistan (1979 bis 1989) in den schriftlichen Erinnerungskulturen der späten Sowjetunion und der frühen Russischen Föderation zu untersuchen und festzustellen, welche besondere Position dieser „postheroische“ Konflikt in diesen Erinnerungskulturen einnimmt und was ihn von den Erinnerungskulturen an den als „heroisch“ eingeordneten Zweiten Weltkrieg („Großer Vaterländischer Krieg“) unterscheidet. Dabei zeigt sich, dass es in dem gesellschaftlich offeneren Klima der späten Sowjetunion und der frühen Russischen Föderation möglich war, sich kritisch mit heroischen Erinnerungskulturen auseinander zu setzen und dabei besonders den Konflikt in Afghanistan als Beispiel heranzuziehen. Dafür war insbesondere die Autorin Swetlana Alexijewitsch maßgeblich verantwortlich, die mit ihrem Dokumentarroman „Zinkjungen“ den Blick auf post-heroische Erinnerungen wie Traumatisierung, Desillusionierung und Kriegsverbrechen lenkte. Der gegen sie geführte Gerichtsprozess und die seit den späten 90er-Jahren zunehmenden Versuche, den Krieg in Afghanistan in eine heroische Erinnerungskultur einzubetten, demonstrieren einen weiterhin schwelenden Konflikt, der sich in den verschiedenen ausgewerteten Quellen und Literatur (Dokumentartroman „Zinkjungen“, Memoiren, historische Romane) widerspiegelt. Damit ist die vorliegende Arbeit insbesondere für das Verständnis des gegenwärtigen Russlands und seines Umgangs mit vergangenen und aktuellen Konflikten und Kriegen von Relevanz, sie zeigt die Widersprüche und Debatten zwischen heroischer und post-heroischer Deutung auf.