Verbessern längere Stehzeiten im Unterricht die kognitive Leistungsfähigkeit bei Primarschülern?

Hintergrund: Das Mindestziel an körperlicher Aktivität wird zurzeit nur von einer Minderheit der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz erreicht. Aufgrund der positiven Auswirkungen der körperlichen Aktivität auf die Gesundheit wäre es angebracht, diese zu fördern. Da die Schweizer Schüler einen grossen Teil ihrer Schulzeit sitzend verbringen, stellen Stehpulte eine Möglichkeit dar diese Sitzzeit zu verringern. Der Zusammenhang zwischen dem Gebrauch eines Stehpultes und den kognitiven Fähigkeiten wurde bislang noch wenig untersucht.
Methoden: In einer Pilot Untersuchung mit einem zweiarmig, nichtrandomisiert kontrollierten Längsschnittsstudiendesign, wurde durch den Schulleiter der Schule Bubendorf eine Kontroll- (n = 19) und eine Interventionsgruppe (n = 19) rekrutiert. Das Ziel der Studie war es, die Auswirkung einer 11-wöchigen Stehpult Intervention auf das Arbeitsgedächtnis (Digit Span Test) und auf die Inhibition (Eriksen Flanker Test) zu untersuchen. Die Stehzeit der Probanden wurde sowohl durch sie selber protokolliert als auch während einer Woche mit dem ActiGraph wGT3X-BT gemessen.
Ergebnisse: Weder für die untersuchten Parameter der Inhibition noch für diejenigen des Arbeitsgedächtnises wurde eine signifikante Gruppen x Zeit Interaktion gefunden. Im Digit Span Test konnte für einen Parameter ein leicht positiver Trend zugunsten der Interventionsgruppe gefunden werden. Die Stehzeit lässt sich mittels Kontrollblatt sehr genau durch die Schüler protokollieren (Pearson Korrelation von 0.929).
Diskussion: Obwohl Stehpulte keinen Einfluss auf die Kognition zu haben scheinen, sollte deren Einfluss, aufgrund der Wichtigkeit der kognitiven Funktionen in vielen Lebensbereichen, in einer grösser und länger angelegten Studie geprüft werden. Bereits kleine Fortschritte haben grosse Auswirkungen. Zudem konnte gezeigt werden, dass die Einführung von Stehpulten von den Schülern und der Lehrerin gut aufgenommen wurden.